Blutegel-Verfahren

Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten und traditionsreichsten Heilmethoden der überlieferten Medizingeschichte. Die erste eindeutige Schilderung der Blutegeltherapie stammt aus der indischen Medizin. In Europa war der Blutegel von der Antike bis ins 19. Jahrhundert hinein ein unverzichtbarer Bestandteil der ärztlichen Therapie und in der Volksheilkunde.

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Das Setzen von Blutegeln gehört ebenso zu den Ableitungsverfahren über die Haut wie das Baunscheidtieren, das Setzen von Cantharidenpflaster,  Schwitzkuren oder das blutige Schröpfen. Ausleitungsverfahren basieren auf der Ausscheidung eingelagerter Schlacken und anderer Schadstoffe über den Blutkreislauf.

Die Therapie mit Blutegeln kann verglichen werden mit dem Aderlass, da es bei der Behandlung zu Blutverlusten von 20-150 ml kommt.


Anwendung

Die Blutegeltherapie kann bei einer Vielzahl von Erkrankungen angewandt werden. Als Haupteinsatzgebiet gelten venöse Stauungen, Krampfadern (Varikosis) und oberflächliche Venenentzündungen (Thrombophlebitis). Auch bei den folgenden Erkrankungen hat sich die Blutegeltherapie bewährt:

  • Venöse Stauungen mit Thromboseneigung
  • Venenerkrankungen wie Besenreiser, Krampfadern, Venenentzündung, Thrombosen, Hämorrhoiden
  • Entzündliche Erkrankungen aller Art
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Leberstau, Lymphstau
  • Stauungszustände im kleinen Becken
  • Gelenkerkrankungen wie Arthrose, Arthritis, Rheuma, Gicht
  • Chronische Nacken-, Schulter- und Rückenbeschwerden
  • Bluthochdruck
  • Migräne
  • Lymphstauungen
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz)
  • allgemeine Schmerzsyndrome
  • Hörsturz
  • Tinnitus
  • Mittelohrentzündungen
  • Durchblutungsstörungen der Augen
  • Abszess (Eiteransammlung)
  • Blutergüsse (Hämatome)
  • Gürtelrose (Herpes zoster)
  • Angiopathie bei Diabetes Mellitus (nicht insulinpflichtig)
  • Arthrose
  • Muskelverspannungen, Myalgie
  • Verstauchungen und Zerrungen
  • Kopfschmerzen
  • Mensbeschwerden
  • Furunkel, Karbunkel
  • Herzenge (Angina pectoris)
  • Hirnschlag (Apoplexie)
  • Bluthochdruck (Hypertonie)

Generell ist die Blutegeltherapie äußerst hilfreich bei allen Erkrankungen, denen Durchblutungsstörungen oder Entzündungsprozesse zugrunde liegen.


Wirkung

Nach dem Biss werden vom Egel Substanzen abgegeben, welche die Ausbreitung des Speichels im Körper begünstigen. Danach werden blutgerinnende Enzyme abgegeben. Schlussendlich entzündungshemmende Substanzen.

Diese physiologische Vorgänge, welche sich im Verlauf der Auseinandersetzung zwischen Egel und Patient entwickeln, werden therapeutisch genutzt.

Der Speichel des Blutegels besteht wahrscheinlich aus mehr als 100 bioaktiven Substanzen, wovon heute nur knapp 25 bekannt sind. Die bekanntesten sind:

  • Hirudin: hemmt die Blutgerinnung stärker als Heparin
  • Eglin: entzündungshemmend
  • Hyaluronidase: löst das Bindegewebe auf
  • Calin: hemmt die Aggregation der Thrombozyten und verursacht die lange Nachblutung
  • Destabilase M: löst Blutgerinnung
  • Destabilase L: wirkt antibiotisch

Die gerinnungshemmende Wirkung kann zu verbesserten Fliesseigenschaften des Blutes führen, vor allem wenn es eindickt.

Durch den Einfluss auf die Innenwand der Blutgefässe und auf bestimmte Blutkörperchen kann einer Blutverklumpung (Thrombose) vorgebeugt werden. Bestehende Blutklumpen können sich auflösen.

Die Egel Behandlung hat eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung.

Jede Egelbehandlung verursacht einen kleinen Blutverlust, der von unserem Körper mit einer angeregten Neubildung von Blut beantwortet wird.


Ablauf

Die zur Therapie verwandten Blutegel werden heutzutage eigens gezüchtet und nicht etwa in der freien Natur gefangen. Somit kann eine Übertragung von Krankheitserregern oder eine Infektion mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Da medizinische Blutegel sehr sensible und geruchsempfindliche Tiere sind, darf die entsprechende Hautpartie etwa drei Tage vor der Behandlung weder mit Seife gewaschen noch eingecremt werden. Zu Beginn der Blutegeltherapie wird der medizinische Blutegel mit Hilfe einer Pinzette oder Spatel auf den ausgewählten Hautbereich platziert. Damit der Blutegel an der gewünschten Stelle aktiv wird hält der Therapeut den Egel mit einem umgestülpten Glas in Position. Im Anschluss beginnt der Blutegel seine Arbeit indem er mit seinen winzigen Zähnchen in die Haut eindringt. Da der Egel sofort ein betäubendes Sekret abgibt ist der Vorgang kaum zu spüren und mit einem Mückenstich vergleichbar.

An der zu behandelnden Hautstelle saugt sich der Blutegel fest. Er verbleibt an dieser Stelle mindestens dreißig Minuten und entnimmt in dieser Zeit ca. 10 ccm Blut. Gleichzeitig gibt er eine gerinnungshemmende und entzündungswidrige Substanz, das Hirudin, in die Bissstelle ab. Dieser Stoff ist dafür verantwortlich, dass die Bisswunde längere Zeit in der erwünschten Weise nachblutet. Je nach Indikation kommen 1 – 6 Tiere zum Einsatz.

Die anschließende Blutung der Wunde ist erwünscht und sollte keineswegs unterbunden werden. Dadurch wird die Wirksamkeit der Blutegelbehandlung erhöht und die Wunde von etwaigen Keimen befreit. Zum Abschluss der Behandlung wird die Wunde mit einem sterilen und lockeren Verband versorgt. Die Dauer der Nachblutung beträgt im Schnitt 4 bis 24 Stunden.

Um einen regelmäßigen Verbandswechsel sicherzustellen, sollte der Patient genügend Verbandsmaterial zu Hause haben.


Mögliche Nebenwirkungen

Ein Juckreiz der Wunde nach der Blutstillung ist nicht ungewöhnlich. Die Wunde darf nicht gekratzt werden, sondern soll gegebenenfalls mit einer Salbe (z.B. Ringelblume) eingerieben werden.

Weiterhin erleben manche Patienten nach der Behandlung eine Kreislaufschwäche. Deswegen ist es empfehlenswert, den Tag der Behandlung ruhig zu verbringen, körperliche Betätigung vermeiden. Viel Trinken ist für die Unterstützung des Kreislaufes wichtig.

Weitere selten bis sehr selten auftretende Nebenwirkungen der Blutegeltherapie sind:

  • Verlängerte Nachblutungen
  • Verzögerte Wundheilung
  • Blutdruckabfall
  • Allergische Reaktionen (äußerst selten)
  • Lokale Entzündungen
  • Infektionen


Kontraindikationen

Obwohl die Blutegeltherapie grundsätzlich für alle Menschen geeignet ist sollte die Behandlung unter bestimmten Lebensumständen und vorhandenen Erkrankungen nicht angewandt werden. Dazu zählen

  • Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten wie Marcumar
  • ein geschwächtes Immunsystem
  • Blutarmut (Anämie)
  • überschießende Narbenbildung
  • Schwangerschaft

Die vorgenannten Anwendungsgebiete stellen kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände oder Leiden dar.

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